24 Ii. Heimatkunde der Provinz Ostpreußen.
Männern in langen Röcken, welche aus selbstgewebtem Stoffe hergestellt sind
und mit haken und Vsen zusammengehalten werden. Die einstigen Lastschuhe
sind fast verschwunden. Dagegen werden die sogenannten „Gänserümpfe", un-
beholfene holzschuhe, noch vielfach bei Haus- und Zeldarbeiten getragen. Mehr
als die Männer kleiden sich die Krauen noch nach alter Mode. Ihr Haupt-
kleidungsstück best-cht aus einem weitfaltigen Rocke von dunkler oder hellgreller
Farbe, der durch einen selbstgefertigten^Gürtel zusammengehalten wird. Eine
warme Joppe und bei Kälte ein darüber gezogener Pelzmantel mit steifer hals-
Öffnung vervollkommnen die weibliche Kleidung, vas haar wird oft mit Blumen
geschmückt utid in Flechten rund um den Kopf gelegt. Ältere Zrauen tragen
eine weiße Haube, um die ein schwarzseidenes Tuch wie ein Turban gelegt wird.
Das Lieblingsgetränk der Litauer bildete
früher ein aus Gerste gebrautes, Helles
Bier, der Aalaus. Besondere Gerichte sind
ein aus Hafermehl hergestellter, dick-
gekochter, säuerlicher Brei sowie eine drei-
artige Speise aus weißen Erbsen, Kar-
toffeln und Fleischbrühe. Zerner ist eine
besondere Wurstart hoch geschätzt, die, aus
grobgeschnittenen Speck- und Zleischwürfeln
bestehend, im Schweinemagen geräuchert
wird.
Eigenartig sind die litauischen Sitten
und Gebräuche. Hochzeiten und Le-
gräbnisse dauern in der Regel mehrere
Tage, vielfach werden die Vorbereitungen
zu dem letzteren schon getroffen, ehe der
Todesfall eingetreten ist. Da wird oft
schon ein Rind oder Schwein nebst dem
nötigen Geflügel geschlachtet und der er-
forderliche Weizen zur Mühle geschafft.
Über dem Essen und Trinken wird oft
vergessen, daß es sich um eine Trauer-
feier handelt, zu der die zahlreichen ver-
wandten und Bekannten zusammengekommen sind. Und auch bei andern
Gelegenheiten, wie bei beendeter Ernte, findet man sich zu Festmahl und
darauffolgendem Tanze zusammen. Die fröhlichste Zeit war wohl früher die
Zeit „der Zwölften". Dann riß man Zedern, oder es wurde Flachs „ge-
schwungen". Das Spinnen vermied man aus Aberglauben. Abends versammelten
sich die jungen Leute zu geselligem Kreise in der Stube eines Besitzes. Oa
fanden sich auch wohl Märchenerzähler ein, denen jung und alt mit Freuden
lauschte.
Oer Litauer ist gastfreundlich, tapfer und königstreu. Er ist ein geborener
Reiter und als Soldat hoch geschätzt. Er bekennt sich fast ausnahmslos zur
evangelischen Religion und ist sehr kirchlich gesinnt. Selten versäumt er den
Gottesdienst, und an seinem Geistlichen hängt er mit besonderer Verehrung.
Man rühmt dem Litauer auch große Geschicklichkeit in der Handarbeit nach.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
D. Das preußische Oberland. 35
der Zrau davon und machte sie zu einem schwarzen Gaul, Oann ritt er auf ihr nach
Schwarzstein vor die Schmiede. Es ist aber zu derselben Zeit sehr glatt gewesen, daß
man mit unbeschlagenen Pferden nicht hat können fortkommen. Da ritt er vor das
Zenster der Schmiede und fing an den Schmied zu rufen: „Hufschmied, schläfst du?
Stehe auf und beschlage mir mein Pferd!" Oer Schmied aber hat sich nicht sogleich
ermuntern können, Oa rief der Teufel ihm zum andern Male zu, er solle aufstehen
und sein Pferd beschlagen. Oer Schmied aber antwortete: „Ich habe schon das Zeuer
ausgelöscht und muß mit meinem Gesinde ruhen!" Oer Teufel aber hat nicht ab-
gelassen, sondern zum dritten Male gesprochen: „Stehe auf, Schmied, ich werde es
dir doppelt bezahlen!" Als der Schmied solches hörte, stand er auf und fing an mit
seinem Gesellen zu arbeiten. Oer Teufel aber sprach zu ihm: „Beeile dich nur, ich will
dir dreifachen Lohn geben." Und so redete er weiter auf den Schmied ein. Als nun
zwei Eisen fertig waren, sprach der Teufel zum Schmied, er solle hingehen und die Eisen
dem Pferde aufmessen. Darauf ging der Schmied mit seinem Gesellen hin. 5lls sie
aber dem Pferde die Eisen anlegen wollten, da fing dasselbe an zu reden und sprach:
„Sachte, sachte, mein Gevatter! Ich bin die Krügerfrau aus Eichmedien."
Als der Schmied solches hörte, erschrak er, daß ihm die Zange mitsamt dem Eisen
aus der Hand fiel, und er lief mit seinem Gesellen in das Haus. Oer Teufel aber hat
immerfort geredet, er möge sich beeilen. Als aber die Hähne anfingen zum ersten Male
zu krähen, da ist das Pferd wiederum zum Menschen geworden. Oer Teufel aber war
sehr zornig, ging hinaus und hat der Zrau zu dreien Malen auf den Mund geschlagen,
daß man alle Teufelsfinger und Clauen in den Backen abgedrückt fand. Oer Teufel
aber ist sodann verschwunden. Oie Zrau hat danach noch ein halbes Jahr gelebt, ist
aber wie ein unsinniger Mensch herumgelaufen, und wenn man sie in ihr Haus gebracht,
hat sie nicht können darin bleiben, und wenn man sie noch so fest angebunden, so hat
sie sich doch losgerissen.
Solches ist geschehen im Iahre 1473. Oer Schmied hat die beiden Eisen dem Pfarrer
gegeben, welcher sie in der Kirch? zu Schwarz stein aufgehangen. Oas eine davon haben
im Jahre 1657 die Polen geraubt, das andere ist 1701 dem Könige Zriedrich I. geschenkt.
I). Oas preußische Oberland.
a) Grenzen. Das Oberland bildet den westlichen Teil unserer Provinz
und stößt im Westen an Westpreußen. Im Osten wird es durch die passarge
vom Ermland abgeschlossen.
b) Das Landschaftsbild. Das Oberland ist ein anmutiges Hügelgelände,
das eine Zülle von landschaftlichen Schönheiten besitzt, von den Rernsdorfer
höhen dacht es sich nach Norden allmählich ab, um sich dann noch einmal in
den an der Haffküste gelegenen westpreußischen Trunzer höhen bedeutender
zu erheben. Wie in Masuren, so verleihen auch im Oberlande zahlreiche Seen,
„die Augen der Landschaft", dem Gebiete ein eigenartiges Gepräge von be-
sonderer Lieblichkeit. Bewaldete Höhenzüge, verschwiegene Täler, blauleuchtende
Wasserflächen und wogende Getreidefelder wechseln miteinander ab, und es gibt
nichts Schöneres, als zur lieben Sommerszeit die ausgedehnten Vuchenwaldungen
zu durchwandern und in einer der zahlreichen schmucken Ortschaften einzukehren.
Unter den Seen, welche in ihrer Natur denen von Niasuren gleichen, sind der
Drewenz-, Geserich-, Rötloff-, Schilling- und Nariensee die bedeutendsten.
Schön auch sind Bärting- und Eilingsee mit ihren herrlichen Ufergehängen.
Auch ein Teil des mehr nördlich gelegenen vrausensees gehört noch dem
preußischen Gberlande an.
3*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
E. Das Ermland. 39
Kellermeister etwas im Keller verrichten, so fand er wassertröge und dergleichen darin,
wenn die «Ordensbrüder im Schlosse essen wollten, dann waren die Schüsseln voll Blut.
Da kam ein neuer Komtur von Zrauenburg dahin,- dem ging es am allerschlechtesten.
Einmal fand man ihn im Schloßbrunnen an seinem Barte aufgehangen, daß er nur
mit Mühe wieder ins Leben zu bringen war. Ein andermal fand man ihn auf dem
obersten Dache des Schlosses.
Das Schloß ward darauf verlassen, blieb öde und fiel in Trümmer. Diese stehen
noch jetzt, und es Hausen noch immer die Seelen der Kitter darin, die den unglücklichen
Polenkrieg veranlaßt.
Zwei Jahre nach der Schlacht kehrte ein Bürger von Ehristburg, der ein Schmied
war, von einer Pilgerfahrt heim. Der ging hin, um zu erfahren, wie es im Schlosse
stünde. Da fand er auf der Zugbrücke des Komturs Bruder stehen, der auch bei Tannen-
berg gefallen war. „(D, Herr Ritter," sprach der Schmied, „ich bin erfreut, euch frisch
und gesund wiederzusehen. Man hat mich überreden wollen, ihr wäret erschlagen.
Doch sagt, wie steht es in diesem Schlosse, von dem man so wunderliche Dinge redet?"
Das Gespenst antwortete: „Komm mit mir, so wirst du sehen, wie man allhier Haus-
hält." Der Schmied folgte ihm nach, die Wendeltreppe hinauf.
Da sie in das erste Gemach gelangt waren, fanden sie einen Haufen Dolks, der mit
Würfeln und Karten spielte. Etliche lachten, andere fluchten. Die im andern Gemache
beschäftigten sich mit Essen und Trinken. Don da gingen sie in den großen Saal, wo
sie Männer, Weiber, Jungfrauen und junge Gesellen fanden, die sich mit Saitenspiel,
Gesang und Tanz unterhielten, hierauf traten sie in die Kirche. Da stand ein Priester
vor dem Mar, als ob er die Messe lesen wollte. Die Ritterbrüder aber saßen rings
in den Stühlen und schliefen. Danach gingen sie wieder zum Schlosse hinaus. Alsbald
hörte man darinnen ein jämmerliches weinen und heulen, daß dem Schmied angst
und bange ward und er meinte, es könne in der Hölle nicht schrecklicher sein. Darauf
sprach sein Begleiter: „Gehe hin und zeige dem neuen Hochmeister an, was du gesehen
und gehört hast. So ist unser Leben gewesen, wie du drinnen gesehen hast. Das ist
der zur Strafe im Jenseits darauf erfolgte Jammer, den du hier draußen hörtest."
Mit diesen Worten verschwand er.
Der Schmied erschrak sehr. Dennoch wollte er den Befehl verrichten, ging zum
neuen Hochmeister nach Marienburg und erzählte ihm alles, wie es ergangen. Der
aber ward zornig, sagte, es wäre alles erfunden, um den Orden in Schande zu bringen
und ließ den Schmied ersäufen.
2. Dos Licht in der liirche zu Jäskendorf. Jäskendorf liegt an einem meist
von waldbedeckten höhen umgebenen See und ist der Sitz der gräflichen Familie
von Zinkenstein, wenn in der letzteren ein Todesfall bevorsteht, so wird dies immer
dadurch vorher angekündigt, daß sich auf dem Altar der dortigen Kirche eine Kerze
von selbst anzündet. So sah der Pfarrer vor vielen Jahren, als er an einem Winter-
morgen vor Tagesanbruch aufstand, von seiner gegenüberliegenden Wohnung aus,
daß das Gotteshaus erleuchtet war. Da er einen eingebrochenen Dieb vermutete, so
schickte er sogleich den Küster hinüber. Dieser fand jedoch niemand in der Kirche, wohl
aber ein Licht auf dem Altar brennen, was um so wunderbarer erschien, als die Tür
verschlossen und am Tage zuvor kein Gottesdienst gewesen war. Bald darauf kam ins
Dorf die Nachricht, daß die Schwester des Besitzers zu Königsberg verstorben sei.
E. Das Ermland.
a) Grenzen. Das Ermland breitet sich um den Oberlauf der Alle aus.
Im Süden grenzt es an die Landschaft Masuren. Durch die passarge wird es
von der oberländischen Seeplatte geschieden.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
E. Das Ermland. 45
ihre Wohnung. Sie erschienen den tranken, sonderlich zur Nachtzeit bei Hellem
Mondenschein und hegten und pflegten sie. Auch trugen sie dem, welchem sie gut
waren, Korn zu aus den Scheunen und Speichern anderer Leute, die sich undankbar
gegen sie bewiesen hatten. Ihren freunden waren diese Barstucken getreue Haus-
männlein und oerrichteten allerlei Arbeit für sie. Es wurde ihnen, um sie zu ver-
ehren, des Abends ein Tisch gesetzt,- den bedeckte man mit einem säubern Tischtuche,
setzte darauf Brot, Lutter, Käse und Bier und bat sie zur Mahlzeit, wurde nun am
andern Morgen auf dem Tische nichts mehr gefunden, dann war dieses ein gutes Zeichen,
war aber über Nacht die Speise unberührt geblieben, so war das ein Zeichen, datz die
guten Hausgeister aus dem Hause des Opfernden gewichen waren.
Späterhin ist heiligelinde ein christlicher Wallfahrtsort geworden, und es wird
dort die Mutter Gottes verehrt. Dieses ist also gekommen: vor vielen hundert Jahren
war zu Kastenburg ein Übeltäter ins Gefängnis gesetzt, der mit dem Tode bestraft
werden sollte. Am Tage vor der Hinrichtung erschien ihm die Jungfrau Maria in seiner
Abb. 35. Heiligelmde,
Zelle, redete ihn mit tröstlichen Worten an und gab ihm ein Stück holz und ein Messer
mit dem Befehl, auf dem holze zu schnitzen, was er wolle. Dieses tat er auch. Als nun
der Morgen herankam und der arme Sünder vor das Gericht gestellt ward, zeigte er das
holz vor, an dem er während der Nacht geschnitzt hatte. Und siehe, auf ihm zeigte sich
ein wunderbar schönes Marienbild, in dem Arme das Jesuskindlein haltend.
Als man dieses sah und der Missetäter dabei erzählte, wie ihm die heilige Jungfrau
erschienen wäre, da erkannte man das geschehene Wunderwerk, und das Gericht liefe
den armen Sünder los. Darauf ging er, wie ihm die Jungfrau Maria befohlen,
von Nastenburg gen Nöjzel, um das Bild auf die erste Linde zu setzen, die er auf seinem
Wege antreffen würde. So ging er vier Tage in die Irre, bis er endlich unweit Nößel
eine solche fand. Auf sie setzte er sein Bild, das fortan große Wunder tat. Es blieb
nämlich die Linde von Stund an Sommer und Winter über grün. Bald darauf reiste
ein blinder Mann an ihr vorüber. Als er an die Linde kam, sah er plötzlich ein hell-
glänzendes Licht. Er faßte danach. Es kam aber von dem Bilde, und sobald er das
letztere berührt hatte, wurde er sehend.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Maria Maria Maria Maria Nastenburg
46 Ii. Heimatkunde der Provinz Ostpreußen.
Darauf wurde das Bild von vielen Leuten verehrt. Als solches die Rastenburger
hörten, gingen sie in großer Wallfahrt an den Grt, nahmen das Bild und brachten es
in die Stadt. Doch schon in der nächsten Nacht war es von dort verschwunden und hatte
sich wieder auf die Linde begeben. Alsbald sind die Rastenburger mit einer größeren
Wallfahrt nochmals hinausgegangen, holten das Bild und setzten es in die Stadtkirche.
Aber am andern Morgen war es wiederum zu seinem alten Grte zurückgekehrt, Da
hat man es nicht wieder geholt, sondern an dem Grte eine Kapelle gebaut. Noch jetzt
sollen an der heiligen Linde viele Wunder geschehen.
2. Sie Männlein zu Ottenstein. In der Stadt Allenstein hausten seit uralten
Zeiten kleine Männlein, welche oft von Haus zu Haus gingen, Was sie aber eigentlich
machten, das hat niemand gesehen. Einstmals lebte in der Stadt die Krau eines
reichen Ratmannes. Diese saß eines Abends im Dunkeln allein in der Stube.
Auf einmal geht die Stubentür weit auf, und es treten in die Stube eine Menge
kleiner Männlein mit spitzen hüten,- daran hatte jeder von ihnen eine Laterne mit
einem blau brennenden Lichtchen. Jedes der Männlein führte eine kleine Frau oder
Jungfrau, welche sehr wohl geschmückt waren. Die Männlein sahen zuerst die Krau
an, welche die Hände vor die Augen hielt, aber durch die Finger dem Treiben zusah.
Dann stellten sie sich in einen Kreis und fingen gar zierlich an zu tanzen, plötzlich
aber trat eines der Männlein auf die Frau zu und sagte zu ihr: „Mach deine Augen
zu!" Die Krau aber kehrte sich nicht daran. Darauf sprach das Männlein zum andern
Male: „Ich sage dir, mache die Augen zu!" Die Krau aber kehrte sich wiederum nicht
daran. Da sprach das Männlein zu einem seiner Genossen: „Mache die Kenster zu!"
Und alsbald trat das Männlein zu der Krau und blies ihr in die Augen. Davon wurde
sie zur Stunde blind, daß^sie Zeit ihres Lebens nicht mehr sehen konnte.
F. Natangen und das Vartenerland.
n) Grenzen. Natangen und Lartenerland sind ihrer Lage nach das Kern-
land der Provinz Ostpreußen. Leide Gaue schieben sich südlich der pregel-
linie zwischen die Landschaften Litauen und Masuren im Osten und Süden,
während das Ermland im Westen die Grenze zieht.
b) Das Landschaftsbild. Die Landschaften bilden in ihrem Küstenstrich
sowie im Grenzgebiete des pregels und der Alle eine hügellose Ebene mit
äußerst fruchtbaren Klußtälern. Oer mittlere Teil des Gebietes wird von einem
waldigen Lerglande beherrscht. Dort liegt der Stablack, der sich im Schlohberg
zu 200 m höhe erhebt, pregel und Alle bilden die bedeutendsten Wasserläufe.
Daneben gibt es noch zahlreiche Klüsse von untergeordneter Bedeutung, die sich
in jene oder in das Krische Haff ergießen. Wir merken den Frisching, welcher in
seinem Unterlaufe ein fruchtbares Wiesengelände, die Huntau, durcheilt und
bei Brandenburg in das Haff mündet. Tr kommt vom Zellaubruche her,
das ein gewaltiges Moor darstellt, welches aus Torfmoosen gebildet wird.
Diese sind so vom Wasser durchtränkt, daß sich die Zehlau gleich einer un-
geheueren Blase 9 m hoch über den Loden der Umgebung erhebt. Nur bei
strengem Kroste kann das Hochmoor betreten werden, da man sonst auf ihm
einsinkt. An einzelnen Stellen haben sich kleine teichartige Wassertümpel gebildet,
welche „Llänken" oder „Kolke" genannt werden. Nur verkrüppelte Lirken und
mannshohe Kiefern, sogenannte „Kusselfichten", finden im Moor ein spärliches
Kortkommen. Und auch die Tierwelt ist sehr gering vertreten. Selten, daß sich
ein Hase, ein Kuchs oder Wildschwein spüren läßt. Dagegen haben zahlreiche
Wasservögel, wie Neiher und Kraniche, hier ihre Lrutplätze, während selbst das
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Bilder aus Ostpreußens Vergangenheit. 57
geordnet und zur Ausführung gebracht. Weder an borgen und Mühen noch
an bedeutenden Ausgaben, an Versprechungen oder Belohnungen hat er es
fehlen lassen, um Glück und Leben einer halben Million Menschen sicherzu-
stellen, die nur ihm allein ihre Wohlfahrt und die Mittel zu ihrem Unterhalt
verdanken." ---
6. Aus Herders Jugend. Wo man die bedeutendsten deutschen vichter
erwähnt, da wird auch der Name unseres Landsmannes Johann Gottfried Herder
genannt werden. Venn er steht neben Schiller und Goethe und hat wie sie das
deutsche Volk durch seine Schriften erbaut und belehrt.
vas kleine Städtchen Mohrungen im preußischen Gberlande ist sein Geburts-
ort. vort wurde er im Jahre 1744 als Sohn eines armen Schullehrers, der vorher
Tuchmacher und Küster gewesen war, geboren. Christlicher und frommer Sinn
walteten in seinem Elternhause. Jeder Tag ward in stiller Tätigkeit verlebt
und mit einem geistlichen Liede begonnen und beschlossen. Kaum hatte der
Knabe lesen gelernt, so öffneten ihm die treuen Eltern Bibel und Gesangbuch.
Er las gern darin und prägte sich vermöge seines guten Gedächtnisses manchen
schönen Spruch ein.
ven ersten Unterricht empfing Herder in der Schule seiner Vaterstadt,
ver strenge Rektor Grimm unterwies ihn nebst andern begabten Mitschülern
an schulfreien Nachmittagen in der griechischen und hebräischen Sprache. Herders
Lerneifer wuchs mit jedem Tage. Wo er ging und stand waren Lücher seine
Begleiter. Besonders gerne verweilte'er in dem Paradieswäldchen am Mohrunger
See. vort erkletterte er die Gipfel hoher Bäume, um in dem leisen Gelispel
der Blätter ungestört lesen zu können. Mit seinem Bücherriemen hatte er sich
festgebunden, um nicht herunterzufallen. Selbst bei Tische konnte er nicht
ohne Bücher sein, und wenn er später in Königsberg ein Luch am Kenster liegen
sah, ging er wohl nicht selten in das Haus und bat, es ihm zu leihen. Venn
damals waren die Lücher noch seltener und teurer als heute.
Nach dem Tode des freundlichen Mohrunger Predigers Willamov nahm sich
dessen Nachfolger Trescho des lernbegierigen Knaben an. Dieser schreibt über
den vierjährigen Herder: „Immer fand ich ihn ernst und ganz allein, wenn auch
Kinder der Nachbarschaft in seiner Nähe waren. Laufen, Springen, Schreien
ward ich nie an ihm gewahr. Nie sprach er etwas mit dreister Gebärde, sondern
antwortete meist schüchtern. Seine Stimme war nur halblaut- er blieb tief in
sich verschlossen, und es war ihm nichts zu entlocken, woraus ich ihn für etwas
mehr als ein gewöhnliches Menschenkind hätte halten können."
va Herders Eltern arm waren, so hatte ihn Trescho in sein Haus genommen
und lieh ihn allerlei kleine vienste verrichten. Als eine besondere Gunst erwies
es sich da für Herder, daß er in dem Bücherzimmer seines väterlichen Freundes
schlafen durfte, von seinem geringen Zrühstücksgelde kaufte er Licht und (Di
und studierte insgeheim des Nachts, wenn alles im Hause schlief. So traf ihn
Trescho einst- vom Schlafe übermannt, lag er auf dem veckbette ausgestreckt,
um ihn her eine Menge Bücher, zum Teil aufgeschlagen, auf dem Zutzboden,
in der Mitte das brennende Licht. Trescho durchsah die Bücher, löschte das Licht
aus und ging. 5lm andern Morgen nach einer kurzen Warnung befragt, ob er
fähig sei, die in fremden Sprachen geschriebenen Bücher zu benutzen, ant-
wortete er, dah er sich Mühe gebe, sie zu verstehen. Zwar freute sich Trescho
6eorg-t rkert-1 nstjtuf
fer tnterr»ntionala
Schulbu*.. . hur»#
fcfo. I.. .g
***ulbcicnoiofn.4l»«tc
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Bilder aus Ostpreußens Vergangenheit. 59
ein Erzieher der Menschheit geworden- denn er lebte so, wie er es von seinen
Schülern forderte, Da er von Natur einen sehr schwächlichen Körper besaß, so
suchte er ihn durch eine regelmäßige Lebensweise zu kräftigen. Diese war bis
ins kleinste geordnet. Im Winter wie im Sommer stand er schon früh um
5 Uhr auf. von seinem Diener ließ er sich gern bestätigen, daß er noch niemals
versäumt habe, dem Weckrufe Zolge zu leisten. Oer ganze vormittag war mit
Arbeiten erfüllt. Von 1— 3 Uhr saß er bei der Mittagstafel und hatte es gern,
mit geladenen Gästen während des Essens geistreiche Gespräche zu führen. Er
selbst verstand es in hervorragender lveise, die Unterhaltung zu beleben. Humor
und Witz, Ernst und Scherz, mitunter auch wohl etwas Spott, wechselten mit-
einander ab. Besonders gerne suchten gebildete Zrauen seine Unterhaltung?
denn er konnte ebenso leicht über häusliche Dinge wie über gelehrte Sachen
reden. Täglich machte er zur bestimmten Zeit einen Spaziergang über den
Philosophendamm in der Nähe der heutigen Klapperwiese. Oft auch ging
er in Legleitung von Kreunden nach dem entfernteren Moditten hinaus. Auf
längere Zeit jedoch hat er seine Vaterstadt nie verlassen.
Die Stelle, an welcher sein Wohnhaus stand, ist heute noch durch eine Tafel
an dem Hause Prinzessinstraße 2 kenntlich gemacht. Dort lesen wir: „Immanuel
Kant wohnte und lehrte hier von 1783—1804." Kant starb im Alter von
80 Jahren und ist in einer Gruftkapelle neben dem Dome beigesetzt. An Kant
erinnert auch eine Gedenktafel, welche in der Steinmauer des Schlosses am
Gesekusplatz angebracht ist und ein berühmtes Wort des großen Gelehrten enthält.
8. Line Plünderungsszene aus der Franzosenzeit.
Um die Mittagszeit des 8. Kebruar 1807 waren die ersten Zranzosen in
Lornehnen, einem Gute in der Nähe von pr. E^lau, angekommen. Die
Plünderung hatte sofort begonnen. Der erste Ansturm galt dem Gutshause,
das von oben bis unten durchsucht wurde. Jeder nahm, was ihm gut dünkte.
Im Gefolge der Soldaten befanden sich polnische Juden und machten sie auf
die ihnen kostbar erscheinenden Stücke des Hausrats aufmerksam. Im Keller
fiel ein Haufe der Plünderer über die dort lagernden Wein- und Branntwein-
Vorräte her. Zuletzt hob ein Streiten und prügeln unter den Trunkenen an.
Man zerschlug die Zässer, so daß ihr Inhalt auf dem Loden umherfloß. Eine
andere Notte schlug die verschlossenen Schränke ein und untersuchte deren Inhalt.
Ein seidenes Kleid der verstorbenen Gutsfrau wurde vor den Augen des alten
Gutsherrn in Stücke zerrissen, um zu Halstüchern verwendet zu werden. Die
Leinwand der schweren Eichentruhen verwandelte sich in Zußlappen. „Da
hast du auch etwas, Lauer," hatte einer der plündernden Soldaten zu
dem Besitzer des Hofes gesagt und ihm einen Streifen des zerrissenen
Stoffes zugeworfen. Ein trunkener Offizier hatte ihn, wohl mehr um ihn zu
schrecken, so lange mit der flachen Klinge auf den Rücken geklopft, bis ihm ein
Teil des nicht beiseite geschafften Geldes ausgeliefert worden war. In dem
geräumigen Eßzimmer saßen Offiziere und Gemeine durcheinander und ver-
zehrten die Vorräte der noch gefüllten Speisekammer, welche einige Soldaten,
die ihr Gepäck abgelegt hatten, herbeitrugen. „Iß, Lauer, wenn du Hunger
hast!" hatte ein gutmütig dreinschauender Leutnant dem Gutsherrn zugerufen,
der vom Eingange aus dem Treiben zugeschaut hatte.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
C. Masuren. 31
preußens. flrys gilt als der kälteste Grt der Provinz. Während sich in den
Nüstengegenden der Winter zum Abzug rüstet, können auf den mit Eis bedeckten
Seen die Bewohner noch dem Zischfange nachgehen. Oer Zrühling wird dort
durch das Schmelzen der großen Eismassen auf den Seen um einige Tage gegen
das Zlachland auf-
gehalten.
d) Die Be-
wohner Masurens
bilden, wie die Be-
wohner Litauens,
einen besonderen
Volksstamm. (Db sie
einst zur Grdenszeit
an Stelle der durch
die Ordensritter ver-
nichteten Bewohner
aus dem angrenzen-
den polnischen Itta-
sovien eingewandert
sind, hat sich nicht
mehr nachweisen
lassen. Im Gegen-
satz zum Litauer ist
der Masure klein und
schmächtig. Zu langer
andauernder, schwe-
rer Arbeit eignet er
sich weniger. Er ist
sehr musikalisch und
begleitet seine Arbeit
gerne mit Gesang.
Auch ist er gastfrei
und höflich, wenn er
auch dem Zremden
mißtraut. Seine Ge-
selligkeit ist groß.
Z7?ehr Noch als in Hbb. 25. Upalten im Mauerlee.
Litauen tun sich hier
an langen Winterabenden die Bewohner beim Spinnrocken zu unterhaltenden
Gesprächen zusammen, in denen Märchen und Spukgeschichten vorherrschen.
Die Zolge dieser Geselligkeit sind die großen Siedelungen, in welchen sich die
Masuren zusammengefunden haben, lvo es vereinzelte Gehöfte gibt, kann
man mit einiger Sicherheit darauf rechnen, daß sie von Deutschen angelegt sind.
Das masurische Bauerngehöft besteht aus einem Wohnhaus von Baumstämmen
oder Bohlen, oder auch aus Lehmfachwerk, das mit Stroh oder Schilfrohr gedeckt
ist. Zenster und Türen sind, wie in Litauen, mit grellen Zarben gestrichen. Ein
langer Gang teilt das Haus in zwei Abteilungen, in dessen einem, stallartigem
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
32 Ii. Heimatkunde der Provinz Dstpreußen.
Teile das Vieh untergebracht ist. Oer Raum darüber birgt die Kuttervorräte.
Die andere haushälfte enthält eine große und eine kleinere, niedrige Stube,
die durch einen gemeinsamen Ofen erwärmt werden. Oas kleine Hinterzimmer
bewohnen oft die Eltern des jungen Lauern, welche an diesen die Wirtschaft ab-
getreten haben. Die Zenster werden nie oder selten geöffnet. Lei der ärmsten
Bevölkerung kommt es wohl vor, daß, namentlich im Winter, auch Hühner und
junge Schweine, die vor Kälte geschützt werden müssen, ins Wohnzimmer auf-
genommen werden. In solchen masurischen Hütten ist dann freilich die Rein-
lichkeit nicht zu Hause.
Oer Riasur ist königstreu und bekennt sich zur protestantischen Kirche. Es
kommt ihm aber auch nicht darauf an, die katholischen Festtage mitzufeiern oder
einen katholischen Wallfahrtsort in Gemeinschaft benachbarter Katholiken zu
besuchen, wobei er von dem Gedanken ausgeht, daß solches eher nützen als
schaden könne. Oer Aberglauben ist in Riasuren noch ebenso wie in Litauen
verbreitet. Namentlich die Erdmännlein können nach Annahme der Riasuren
demrienschenvonrutzen
oder Schaden sein. Wahr-
sagen und Kartenlegen
sind oft und vielbe-
gehrte Künste. Lei Krank-
heit wird weniger der
Arzt in Anspruch ge-
nommen. Riehr soll das
„Besprechen" der Krank-
heit helfen. Ooch beginnt
in neuerer Zeit auch der
Aberglaube mehr und
mehr zu schwinden. Eine
besondere Tracht wie
der Litauer besitzt der
Rlasure nicht mehr. Oie
männliche Bevölkerung trägt den langen, grauen Rock, im Winter den un-
bezogenen Schafspelz, der anfangs weiß ist, bei längerem Gebrauch jedoch oft
recht schmutzig wird. In früherer Zeit war bei den Riasuren eine rote Weste
sehr beliebt, welche mit vielen blanken Knöpfen besetzt sein nutzte. Im Sommer
geht man barfutz, im Winter auf holzschuhen. Gleich dem Litauer bereitet
auch der Riasure aus roten Rüben ein säuerliches Gericht, das er „Schnittka"
nennt. Oie ärmere Landbevölkerung nährt sich in der Hauptsache von Kartoffeln
und Schwarzbrot. Weizenbrot gilt dem ärmeren Riasuren schon als Kuchen.
Trotz des Kischreichtums des Landes sind bessere Zische auf der Tafel dort eine
Seltenheit. Oer Riasure ist ein Kreund des „Wodki", d. i. des Schnapses. Auch
stellt man hier und da noch aus zerquetschten Wacholderbeeren ein Kaddick-
bier her.
Oie Sprache der Riasuren ist auf dem Lande die polnische, die mit litauischen
und deutschen Worten reich durchsetzt ist. Gleich den Litauern ist auch den
Riasuren eine gewisse Gabe der Oichtung eigen, und auch unter ihnen gibt es
Leute, die ohne Vorbereitung Gedicht und Melodie erfinden.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
I. Der Rhein von Bingen bis Loblenz.
3
Abb. 1. Nationaldenkmal auf dem Niederwald. <Nach: „Oer Rhein". Verlag der Tiunstanstalt
Gerhard Blümlein & To., Frankfurt a. Itt.)
Haufen zu den Brotläden liefen und das Brot mit Gewalt nahmen. Aber kein Er-
barmen kam in den Bischof, sondern er sprach: „Lasset alle Armen und Dürftigen
sammeln in einer Scheune vor der Stadt, ich will sie speisen." Und wie sie in die
Scheune gegangen waren, schloß er die Tür zu, steckte die Scheune mit Zeuer an und
verbrannte sie samt den armen Leuten. Als nun die Menschen unter den Klammen
1*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]